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Leitungswasser vs. Mineralwasser

Leitungswasser vs Mineralwasser

Laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ist Leitungswasser das am besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland und deshalb gesünder als Mineralwasser. Aber entspricht das tatsächlich der Wahrheit? Oder kann Mineralwasser genauso mit gutem Gewissen verzehrt werden und ist durch zusätzliche Nährstoffe vielleicht sogar noch gesünder? Wir vergleichen Leitungswasser mit Mineralwasserund klären auf, welche Wahl die bessere ist.

Unterschied zwischen Leitungswasser und Mineralwasser

Beginnen wir zunächst mit der Begriffsunterscheidung: Leitungswasser ist, vereinfacht ausgedrückt, das Wasser, das bei uns zu Hause aus dem Hahn kommt, und heißt offiziell „Trinkwasser“. Bis dahin durchläuft es verschiedene Phasen der Aufbereitung. Gewonnen wird es aus oberflächennahem Grundwasser, aus Flüssen oder Talsperren. Erst durch die intensive Wasseraufbereitung wird es für den Menschen genießbar und gesund. Denn: Durch die Nähe zur Oberfläche ist Leitungswasser vielen menschengemachten Schadstoffen ausgesetzt: Dazu zählen zum Beispiel Nitrat, Pestizide oder Chemikalien. Mehr dazu lesen Sie in unserem Ratgeber „Leitungswasser und dessen Inhaltsstoffe“.

Mineralwasser wiederum stammt aus sehr tiefen Quellen (Grundwasser), die vor äußeren Einflüssen geschützt sind. Es wird wenig behandelt und bleibt in einem möglichst natürlichen Zustand. Was natürlich bedeutet, dass es nicht so gut aufbereitet wird. Aber: Auch diese tief liegenden Quellen sind nicht gänzlich unberührt von der Außenwelt, sodass sich in ihrem Wasser ebenfalls Schadstoffe nachweisen lassen, wenngleich in geringer Menge. Hierzu lässt sich folgender Unterschied zwischen den Anforderungen von Mineral- bzw. Trinkwasser festhalten: In der Trinkwasserverordnung sind 46 Parameter definiert, in denen die jeweiligen Grenzwerte eingehalten werden müssen. In der „Mineral- und Tafelwasser-Verordnung“ sind es zusammengenommen lediglich 24 Parameter.

Das macht es für Verbraucher schwer nachvollziehbar, welches Wasser tatsächlich frei von Verunreinigungen bzw. Rückständen ist. Durch die strengen Regularien beim Trinkwasser können sich Konsumenten beim Genuss von Leitungswasser tendenziell sicherer fühlen. Grundsätzlich gelten aber auch die meisten Mineralwasser als unbedenklich.

Noch mehr Wissen über Leitungswasser: Sie wollen mehr über Leitungswasser und seine Inhaltsstoffe erfahren? Sie fragen sich, was genau der Unterschied zu Mineralwasser ist und welches Wasser von beiden gesünder und umweltfreundlicher ist? Dafür haben wir bereits weitere Beiträge auf unserer Wissensplattform veröffentlicht.

Ist Leitungswasser gesünder als Mineralwasser?

In der Beurteilung der Frage, ob Leitungswasser tatsächlich gesünder ist als Mineralwasser, sind aber noch mehr Faktoren zu beurteilen als nur die Konzentration von Schadstoffen im Wasser. Diese ist in beiden Fällen gering und in der Regel unbedenklich. Bei der Auswahl des richtigen Mineralwassers ist es sinnvoll, sich vorab entsprechende Tests durchzulesen, um Gewissheit zu erhalten.

Ist Mineralwasser tatsächlich reicher an Mineralien?

Mineralwasser heißt deshalb so, weil es reich an Mineralien ist und den menschlichen Körper mit eben diesen versorgt. Die verschiedenen Mineralstoffe sind für unterschiedliche Funktionen in unserem Organismus entscheidend: Kalzium für unsere Knochen, Magnesium für Energiestoffwechsel sowie Muskel- und Nervenfunktion. Zudem spielen Natrium, Kalium und Sulfat eine bedeutende Rolle für unsere Ernährung.

Aber: Es gibt keine gesetzlichen Regularien, beispielsweise für Mindestmengen an Mineralstoffen, die in Mineralwasser enthalten sein müssen – und so zeigt sich immer wieder, dass viele Sorten sogar besonders mineralstoffarm sind. Mineralwasser enthält also nicht per se mehr Mineralstoffe als Leitungswasser. Stattdessen kommt es ganz auf das jeweilige Produkt an. Und: Selbst in mineralstoffreichem Wasser sind nur so wenige Mineralien vorhanden, dass es für einen gesunden menschlichen Organismus kaum eine Rolle spielt. Wer konkrete Mängel hat, etwa Magnesiummangel, den kann ein magnesiumhaltiges Wasser zwar in einem gewissen Maße bei der Versorgung unterstützen. Einen deutlich größeren Anteil an der Versorgung mit Mineralstoffen haben jedoch feste Nahrungsmittel.

Wie bedenklich ist der Verzehr von Wasser aus Plastikflaschen?

Doch nicht nur die Inhaltsstoffe des Wassers spielen für die Gesundheit eine Rolle. Immer wieder in der Kritik steht die Plastikflasche, die das Mineralwasser verunreinigen soll. Empfohlen wird dagegen die Glasflasche. Ist Plastik aber tatsächlich so schädlich, wie häufig behauptet wird? Studienergebnisse sind sich uneins: Zwar fand eine Studie hohe hormonelle Belastungen in Wasser1, das in Plastikflaschen abgefüllt war. Andere Studien konnten diese Ergebnisse aber nicht bestätigen2. Deshalb ist es durchaus möglich, dass die Belastungen einen anderen Ursprung hatten, zum Beispiel entsprechende Belastungen in der Quelle des betroffenen Mineralwassers. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte in jedem Fall zur Glasflasche greifen.

Können die Leitungen in meinem Zuhause das Leitungswasser verunreinigen?

Leitungswasser wird zwar in Wasserwerken umfangreich aufbereitet und von Schadstoffen befreit. Bevor es verzehrt werden kann, muss es aber noch durch diverse Leitungen fließen – die der Wasserwerke und ebenso die im jeweiligen Haushalt. Je nach Alter der Leitungen, und welchen Einflüssen sie ausgesetzt sind, können sie zu einem Gesundheitsfaktor werden, der das Wasser nachträglich verunreinigt.

Eine regelmäßige Kontrolle der Leitungen und ein Test der Wasserqualität können Aufschluss über dessen Reinheit geben. Wasserhärtetests zum Beispiel, zeigen selbst Laien leicht verständlich auf, wie hart bzw. weich ihr Trinkwasser ist: Hartes Wasser ist besonders reich an Mineralstoffen, gleichzeitig kann aber die Karbonathärte im Wasser für Kalkablagerungen in den Leitungen sorgen. Weiches Wasser ist ärmer an Mineralstoffen, dafür ist aber beispielsweise weniger Waschmittel zur Reinigung der Wäsche nötig.

Dementsprechend gibt es bei der Bestimmung der Wasserhärte keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob weiches oder hartes Wasser besser ist: Es kommt ganz auf den Anwendungsfall an.

Leitungswasser vs. Mineralwasser: Was ist umweltverträglicher?

Einfacher ist es, zu bestimmen, ob Leitungs- oder Mineralwasser umweltverträglicher ist. Der Konsum von einem Liter Leitungswasser erzeugt nicht einmal zehn Prozent der Treibhausgasemissionen, die ein Liter Mineralwasser erfordert. Die Verbraucherzentrale spricht sogar von einer 600-fach höheren Belastung, da zusätzlich zum regionalen Mineralwasser noch Mineralwasser aus dem Ausland importiert wird. Leitungswasser muss zwar umfangreich aufbereitet werden, die Belastung durch Verpackung, Abfüllung und Transport bei Mineralwasser ist dennoch deutlich größer.

In Sachen Umweltschutz hat Leitungswasser demnach klar die Nase vorn: Weder muss es mit Fahrzeugen transportiert, noch müssen Verpackungen hergestellt oder wiederverwertet werden, zudem bleibt kein Abfall zurück. Wer dennoch nicht auf Mineralwasser verzichten möchte, kann zu einem regionalen Produkt greifen. Dessen Ökobilanz ist im Vergleich zum Leitungswasser immer noch spürbar schlechter, aber besser als andere Mineralwässer.

Leitungswasser vs. Mineralwasser: Was ist teurer?

Ein Liter Leitungswasser kostet in Deutschland im Schnitt 0,2 Cent. Demgegenüber stehen 19 bis 50 Cent beim handelsüblichen Mineralwasser aus dem Supermarkt. Zum Vergleich: Für einen Euro gibt es 500 Liter Leitungswasser – jedoch gerade mal drei bis fünf Liter Mineralwasser. Und: Damit ist deutsches Leitungswasser sogar teuer. In den USA kostet ein Liter Leitungswasser sogar nur ein Viertel: 0,05 Cent nämlich.

Tipps zum Verzehr von Wasser

Wasser mag kein aufregendes Lebensmittel sein, aber keines konsumieren wir häufiger. Umso bedeutender ist es, dass wir auf seine Qualität achten, um unsere Gesundheit zu schützen oder sogar zu fördern.

Die letzten Meter entscheiden beim Leitungswasser

Die Wasseraufbereitung in Deutschland ist ausgezeichnet und sehr streng reguliert. Wenn dann das Wasser auf den letzten Metern in den jeweiligen Haushalten verunreinigt wird, ist das nicht nur sehr ärgerlich, sondern auch unnötig: Das Leitungswasser sollte dementsprechend immer mal wieder kontrolliert werden. Materialien aus Metall und Kunststoff können geringe Mengen schädlicher Stoffe abgeben, wenn das Wasser stundenlang steht. Besonders Rohre aus Blei und Kupfer sind gefährlich und seit 2013 sogar verboten: Das Schwermetall kann sich lösen, das Wasser vergiften und dadurch besonders Ungeborene oder Säuglinge schädigen. Deshalb sollten Kinder das Wasser aus frisch verlegten Kupferleitungen in den ersten Jahren nicht trinken, solang bis sich eine schützende Kalkschicht über die Rohrinnenseite gelegt hat und das Kupferrohr somit kein Kupfer mehr ans Wasser abgibt.

Vor allem Gebäude, die vor 1973 erbaut wurden, besaßen häufig Bleirohre. Eigentümer waren eigentlich dazu verpflichtet, diese auszutauschen – als Mieter ist aber schwer nachvollziehbar, ob das tatsächlich geschehen ist. Demnach ist es empfehlenswert, das Wasser kontrollieren zu lassen.

Stagnationswasser ablaufen lassen

Wenn ein Wasserhahn über mehrere Stunden nicht benutzt wurde, empfiehlt es sich, ihn erst einmal wenige Sekunden vorlaufen und das Stagnationswasser ablaufen zu lassen – also das Wasser, das von der letzten Verwendung im Hahn zurückgeblieben ist und nun in der Zwischenzeit möglicherweise schädlichen Stoffen ausgesetzt war. Die ersten Tropfen sollten immer erst abfließen, bevor man das Wasser konsumiert.

Fazit

Ob Leitungswasser oder Mineralwasser das „bessere“ Wasser ist, kann nicht verallgemeinert werden. Leitungswasser wird strenger reguliert, ist um ein Vielfaches kostengünstiger und enthält weniger unerwünschte Schadstoffe – insgesamt ist es damit tendenziell die gesündere Variante. Wer aber einen bestimmten Mangel an Mineralstoffen wie Magnesium oder Kalzium hat, kann dem mit ausgewählten Mineralwässern entgegenwirken. Unter Umweltaspekten ist Leitungswasser die vernünftigere Wahl. Geschmacklich unterscheidet sich Leitungswasser je nach Region und Mineralwasser je nach Sorte.

Quellen:

*2 Zimmermann L et al. Benchmarking the in Vitro Toxicity and Chemical Composition of Plastic Consumer Products. Environmental Science & Technology 2019 53 (19), 11467-11477. DOI: 10.1021/acs.est.9b02293 – PubMed.

*1 Wagner M, Oehlmann J. Endocrine disruptors in bottled mineral water: Estrogenic activity in the E-Screen. J Steroid Biochem Mol Biol. 2011;127(1):128–35. DOI: 10.1016/j.jsbmb.2010.10.007 – PubMed.

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